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Senioren-Union empört über Zwangstests für Autofahrer

Berend: Versteckte Altersdiskriminierung

Erfurt: Der Landesvorsitzende der Thüringer Senioren-Union und langjährige Europaabgeordnete Rolf Berend (CDU) hat sich gegen Zwangsuntersuchungen für Autofahrer ausgesprochen. Er sieht hinter dieser Forderung der EU-Kommission eine versteckte Altersdiskriminierung und eine Maßnahme, die Senioren ungerechtfertigt zu Sündenböcken abstempelt.

Unfallstatistiken würden belegen, dass die Altersgruppe 18-24 Jahre viel größere Sorgen bereite im Straßenverkehr, bedingt durch überhöhte Geschwindigkeit, Drogen- und Alkoholgenuss und Überschätzung der eigenen Fahrfähigkeit. Die Unfallbeteiligung der Jüngeren sei proportional zur Anzahl der Älteren fünfmal höher als bei den über 65-Jährigen, so Berend. Das Einzige, das aus der jüngsten Unfallstatistik klar erkennbar ist, sei eine erhöhte Unfallgefahr für Senioren auf Elektrofahrrädern. Auch wenn die individuelle Fahrerfitness bei jedem Menschen unterschiedlich ist, ganz gleich welcher Altersgruppe er angehört, rechtfertige das keine Festlegung der Altersgrenze für einen vorgeschriebenen Zwangstest.

Während junge Autofahrer im Durschnitt risikobreiter fahren und aufgrund geringerer Fahrpraxis gefährliche Situationen mitunter nicht richtig einschätzen, seien ältere Kraftfahrer meist besonnener, da sie auch um ihre natürlichen Grenzen wissen und kompensieren oft nachlassende physische und psychische Kräfte mit jahrelanger Fahrerfahrung. Sie bewegen sich in aller Regel umsichtiger im Straßenverkehr, argumentiert der Landesvorsitzende der Thüringer Senioren-Union.

Mobilität sei ein hohes Gut, vor allem im Alter und besonders auf dem Lande, wo Einkäufe, Arzt-, Apotheken- oder Behördenbesuche ohne eigene Mobilität kaum möglich sind. Der Verweis auf E-Bikes oder das Lastenfahrrad für Ältere kann nur Kopfschütteln hervorrufen. Die Senioren-Union lehnt deshalb generelle Zwangstests für Autofahrer ab. Dabei wolle niemand bestreiten, dass Sehkraft, Hörvermögen oder Reaktionsgeschwindigkeit mit zunehmendem Alter nachlassen und dass die Fahrtüchtigkeit irgendwann an natürliche Grenze stößt. Das Urteil darüber, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, sollte jedoch dem Hausarzt als Vertrauensperson überlassen bleiben. So kann er beispielsweise ein Hörgerät oder eine schärfere Brille vorschlagen bzw. in Fällen, in denen es gar nicht mehr geht, zur freiwilligen Abgabe des Führerscheines raten.

Trotz vorschneller ungerechtfertigter Schlussfolgerungen sei Fakt: Senioren fahren in der Regel defensiver und verantwortungsbewusster, sie rasen weniger, vermeiden nach Möglichkeit ermüdende Nachtfahrten und sind keine besondere Risikogruppe. Daher gehören vorgesehene Zwangsforderungen der EU und deren Umsetzung in deutsches nationales Recht vom Tisch!

Die Senioren-Union setzt weiter auf Eigenverantwortlichkeit der Autofahrer und baut darauf, dass diese selbst am besten ihre Fahrtauglichkeit einschätzen können und im Zweifelsfall auch überprüfen lassen.

Tom Bioly
Referent für Grundsatzfragen